Kapitel 27

Während der nächsten Tage lag Sophie teilnahmslos im Bett und aß nur wenige Bissen von den Mahlzeiten, die Floret der Patientin liebevoll zubereitet hatte. Patrick saß stundenlang bei ihr und las ihr Passagen aus ihren Lieblingsromanen, die Klatschseiten der Morning Post und die internationalen Nachrichten aus der Times vor. Sophie hörte jedoch gar nicht richtig zu. Anfangs lauschte sie noch auf seine Worte, aber dann schweiften ihre Gedanken wieder ab. Manchmal liefen ihr stumm Tränen über das Gesicht und Patrick legte das Buch beiseite, trocknete ihre Wangen und zog sie an sich. Manchmal starrte sie einfach an die Wand und spürte, wie sich eine ungeheure Leere in ihr ausbreitete.

Ihre Mutter kam jeden Tag zu Besuch und machte aufmunternde Versprechen über zukünftige Schwangerschaften. Einmal schlich ihr Vater auf Zehenspitzen in ihr Zimmer und stand stumm neben ihrem Bett.

»Ich wünschte, wir hätten ein weiteres Kind gehabt«, sagte er schließlich. »Dann hättest du vielleicht eine Schwester, die dir in dieser Stunde zur Seite stehen würde.«

Sophie blickte ihn nur ungerührt an. »Es würde nichts ändern, Papa.«

»Wir haben eine Menge Fehler gemacht, deine Mutter und ich. Ich war ein Narr.« Sophie schaute ihn nur stumm an. Vielleicht gab ihr Vater ja endlich all die anderen Frauen auf. Aber nachdem sie sich ein ganzes Leben lang danach gesehnt hatte, bemerkte sie nun, dass es ihr gleichgültig war.

»Das ist schön, Papa«, flüsterte sie.

George zögerte und hielt mühsam die Tränen zurück. Dann verließ er den Raum.

Nach einigen Wochen der Bettruhe ließen endlich ihre Blutungen nach und Dr. Lambeth verkündete, dass sie aufstehen dürfe. Sophie stieg vorsichtig aus dem Bett und kletterte in die heiße Wanne, die Simone ihr eingelassen hatte. Sie konnte ihren Körper nicht mehr betrachten, ohne ihn für sein Versagen zu hassen; dafür, dass er ihrer Tochter kein schützendes Heim geboten hatte.

Also saß sie in dem abkühlenden Wasser und starrte die Wand an, bis Simone schließlich den Lappen nahm und ihre Herrin wusch.

Patrick betrat gerade in dem Moment den Raum, als Simone Sophie auf die Füße zog und sie in ein warmes Handtuch wickelte. Sophie bewegte sich wie eine Schlafwandlerin und bemerkte nicht einmal, dass ihr Mann das Zimmer betreten hatte.

Mit einem Nicken entließ Patrick Simone und zog seine Frau hinüber zu dem Samthocker vor dem Kamin. Er half ihr, sich hinzusetzen, und trocknete dann ihr langes nasses Haar. Ihre Teilnahmslosigkeit begann ihm langsam Sorgen zu machen. Dr. Lambeth sagte, es sei normal. Aber was wusste der Arzt schon? Es war nicht normal für seine lebendige, lachende Sophie. Furcht überschattete jedes Mal Patricks Herz, wenn er ihr regungsloses Gesicht und ihre traurigen Augen sah.

Aber er sprach trotzdem von dies und jenem, bis Sophies Stimme ihn plötzlich unterbrach.

»Ich möchte zu Charlottes Haus fahren ... um das Grab zu sehen.«

Patrick hielt einen Moment inne und rubbelte dann umso kräftiger weiter.

»Wir werden gleich morgen früh nach Downes aufbrechen«, versprach er.

»Ich will sofort fahren«, erwiderte Sophie. »Und ich will alleine fahren.« In ihrer Stimme lag etwas Unversöhnliches.

Patricks Herz setzte einen Schlag aus und er ließ das Handtuch zu Boden fallen, trat vor Sophie hin und kniete sich vor sie auf den Boden.

»Schließ mich nicht aus, Sophie«, flüsterte er. »Bitte nicht.« Etwas schnürte ihm die Kehle zu und er konnte nicht mehr weitersprechen.

Sophie musterte ihn ungerührt. Ihre Tränen waren während der vergangenen zwei Tage weniger geworden. Sie hatte das Gefühl, als würde sie die Welt durch eine Wolkenschicht wahrnehmen.

»Natürlich schließe ich dich nicht aus, Patrick«, erwiderte sie. »Das erste Mal möchte ich jedoch das Grab alleine besuchen.«

Patrick starrte sie an und seine Augen wirkten in seinem erschöpften Gesicht wie dunkle Höhlen. »Warum?«

»Ich bin ihre Mutter.« Dann verbesserte sie sich. »Ich war ihre Mutter.«

»Ich bin ihr Vater«, erwiderte Patrick.

»Ich habe sie sieben Monate lang in meinem Körper getragen«, rief Sophie, »und ich muss ihr sagen, dass es mir Leid tut.«

»Was tut dir Leid?«

»Ich ...« Sie begann zu zittern. »Es war mein Körper, verstehst du das nicht?«

»Nein«, sagte Patrick bestimmt. »Wovon redest du?«

Nun stiegen Sophie erneut Tränen in die Augen. Er zerstörte ihre hart erkämpfte Selbstbeherrschung, indem er sie dazu zwang, darüber zu reden. »Ich habe sie im Stich gelassen ...«

»Du hast sie nicht im Stich gelassen«, sagte Patrick mit sanfter, tröstender Stimme, während er ihr über die Wange strich.

Sophie wandte den Blick ab. »Ich möchte alleine fahren«, sagte sie störrisch. »Ich muss -«

»Du hast sie nicht im Stich gelassen!« Patrick fasste Sophie an den Schultern und schüttelte sie sanft. »Sie war noch nicht bereit für diese Welt, weißt du nicht mehr, Sophie? Du hast es selber zu mir gesagt. Es lag nicht an deinem Körper. Sie war zu zart.«

Patrick zog Sophie in seine Arme und trug sie zu einem Sessel. Er setzte sich hin und schmiegte sie an sich wie ein Kind, das hingefallen war und sich die Knie aufgeschürft hatte.

»Es ist passiert, weil sie wusste, dass ich sie nicht wollte«, sagte Sophie und ihre Stimme brach.

»Wie kannst du so etwas sagen? Du wolltest sie so sehr, dass du mir in den letzten Monaten nicht einmal erlaubt hast, dich anzurühren.«

Im Raum wurde es ganz still. »Ich hatte Angst«, sagte Sophie schließlich. »Ich hatte Angst, mein Kind zu verlieren.«

»Wie kannst du dann sagen, dass du sie nicht wolltest?«

»Du warst bei deiner Geliebten und kamst nicht mehr zu mir. Ich wusste, wir würden kein zweites Baby bekommen. Ich wollte dieses Kind so sehr, aber manchmal dachte ich, du würdest in mein Bett kommen, wenn ich nicht schwanger geworden wäre -« Heiße Schluchzer stiegen ihr in der Kehle hoch. »Ich hätte nicht so denken dürfen«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Ich hätte es akzeptieren und mich über das Baby freuen müssen.«

Patrick saß wie betäubt da und umklammerte den Arm seiner Frau. »Ich war nicht bei einer anderen Frau, Sophie.«

»Ich konnte es merken«, fuhr Sophie fort, ohne auf seine Worte zu achten, »dass es dich langweilte, mit mir zu schlafen.«

»Es hat mich nicht - Warum sollten wir kein zweites Baby bekommen?«, fragte Patrick mit angespannter Stimme, während Sophie versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Sie hatte nun nicht mehr den Wunsch, etwas vor ihm zu verbergen.

»Weil«, sagte sie mit erschütternder Ehrlichkeit, »du nicht mehr verheiratet sein willst. Daher werden wir keine weiteren Kinder mehr bekommen, da du nicht an einem Erben interessiert bist. Als ich schwanger wurde, hasste ein Teil von mir das Kind, weil es das Ende bedeutete ...« Erschöpft verstummte sie.

»Sophie«, sagte Patrick mit rauer, erstickter Stimme. »Was redest du denn da? Weißt du denn nicht, dass ich jede Nacht voller Qual in meinem Bett lag, weil ich nicht zu dir durfte? Was du sagst, ergibt überhaupt keinen Sinn! Wenn es mich so gequält hat, während deiner Schwangerschaft nicht mit dir zu schlafen, warum um alles in der Welt sollte mein Verlangen nach dir nach der Geburt des Kindes nachlassen?«

Sophie blinzelte verwirrt. Ihre Argumente hatten zuvor völlig vernünftig und logisch geklungen.»Aber ... aber im letzten Monat warst du fünf von sieben Nächten nicht zu Hause.« Sie schluckte und dachte an all die Tränen, die sie alleine zu Hause vergossen hatte. »Ich weiß Bescheid über deine Geliebte«, sagte sie gequält. »Über die schwarzhaarige Frau. Ich mache dir keinen Vorwurf«, fügte sie hastig hinzu. »Ich wusste, was auf mich zukam, als ich dich heiratete. Ich hatte nur nicht gewusst, wie weh es tun würde.«

Patricks Arme schlossen sich so eng um sie, dass sie aufstöhnte und verstummte. »Das ist nicht wahr«, sagte er grimmig, hob ihr Kinn in die Höhe und sah sie an. »Gott ist mein Zeuge, aber ich war bei keiner anderen Frau mehr, seit ich dich auf dem Ball der Cumberlands geküsst habe.« Sophie starrte ihn überrascht an. »Seitjener Nacht habe ich mit keiner anderen Frau mehr geschlafen außer mit dir. Es gibt keine schwarzhaarige Frau in meinem Leben. Verdammt, ich habe andere Frauen nicht einmal angesehen! Ich habe nur an dich und deinen Körper gedacht. Oh Sophie, du hast mich für das Leben eines Schwerenöters völlig verdorben, siehst du das nicht?«

Sophie sagte kein Wort. Ihre Gefühle hatten sie zu sehr erschöpft, um das ganze Ausmaß seiner Behauptung zu verarbeiten.

»Heißt das, dass du immer noch, dass du -«

»0 Gott, ja!« Seine unterdrückten Gefühle ließen Patricks Stimme ganz rau klingen. Seine Arme schlossen sich eng um sie.

Sophie brachte kein Wort hervor, sondern legte einfach nur den Kopf an seine Schulter. Sie war immer noch verwirrt, aber eines wusste sie ganz genau: Patrick begehrte sie noch immer! Das hatte er gerade gesagt. Und es bedeutete, dass er, wenn sie vollkommen geheilt war, wieder in ihr Bett kommen würde. Sie würden sich lieben und vielleicht würden sie ein zweites Baby haben. Unfreiwillig entspannten sich die verkrampften Nerven und Muskeln ihres Körpers und sie schmiegte sich an Patrick.

»Meinst du das ernst?«, murmelte sie an seinem Hemd. »Du willst wirklich mit mir schlafen? Ich langweile dich also nicht?«

»Du mich langweilen? Mein Gott, Sophie, wo hast du denn diese Idee her?«

Ach dachte, du hättest eine Geliebte. Du bliebst Nacht für Nacht von Zuhause weg, Patrick.« Er senkte den Blick unter ihrem klaren Blick.

»Ich habe mich selber gequält«, gab er zu. Patrick konnte sich nicht überwinden, Sophie auf ihre Nachmittagsausflüge anzusprechen. Auch wenn sich sein Magen vor Eifersucht zusammenzog, so wollte er sie dennoch nicht über ihre Gefühle für Braddon reden hören. Er könnte es nicht ertragen und er war überzeugt, dass sie ihn nie körperlich betrogen hatte. Warum sollte er seine Frau also zwingen, zuzugeben, dass sie sich etwas aus einem anderen Mann machte. Sophie hatte Ehrgefühl und sie hatte ihn nicht hintergangen -wie konnte er obendrein noch ihre Liebe verlangen? Vor allem, wenn man die Art und Weise bedachte, mit der er sie in diese Ehe gelockt hatte.

Sophie wartete immer noch auf eine ausführliche Antwort. »Warum hast du dich gequält? Ich war doch hier -« Sie senkte den Blick auf ihre Hände. »Ich habe auf dich gewartet«, flüsterte sie schließlich.

Patrick hatte das Gefühl, als würde ihm etwas die Kehle zuschnüren. Was sollte er sagen? Ich wollte dich nicht sehen, nicht mit dir essen, nicht mit dir reden - weil ich wusste, dass du mich nicht liebst? Seine Frau hätte ihn glatt ausgelacht.

»Ich weiß nicht, was ich da eigentlich tat«, gab er schließlich kläglich zu. »Aber ich habe nicht mit anderen Frauen geschlafen, Sophie, das schwöre ich. Die meiste Zeit bin ich durch die Straßen gelaufen; manchmal war ich in meinem Kontor.«

Sophie hörte die unmissverständliche Aufrichtigkeit in den Worten ihres Mannes.

»Ich ... ich bin sehr froh«, flüsterte sie. »Auch wenn ich -auch wenn ich weiß, dass es nicht für immer ist -«

»Verdammt noch mal, Sophie!«, rief Patrick wütend. »Warum hältst du mich für so einen furchtbaren Menschen? Was hast du über mich gehört?«

Plötzlich erkannte Sophie, wie sehr sie ihren Mann beleidigt hatte. Ach habe nichts Spezielles gemeint, Patrick«, sagte sie ängstlich. »Aber ich weiß, wie Männer und Frauen sind, oder zumindest die Männer«, sagte sie. Es bestand kein Grund, so zu tun, als würde sie je das Interesse an Patricks Körper verlieren. »Ich weiß, dass du nicht auf ewig mit nur einer Frau zufrieden sein wirst, aber ich werde keine lästige Frau sein. Das war ich auch nicht, oder? Ich habe mich nie beschwert, wenn du von Zuhause fortbliebst.«

»Das stimmt«, stieß Patrick mühsam hervor. »Und ich dachte, es wäre dir egal, ob ich bei dir bin oder nicht.«

»Oh«, rief Sophie atemlos. »Aber ich wollte nicht, dass du dir gefangen vorkommst -«

»Denn dann wäre ich nicht wieder in dein Bett zurückgekehrt, nicht wahr?« Langsam erkannte Patrick das Muster hinter ihrem Verhalten. Und dieses Muster kam ihm bekannt vor.

Als Sophie nickte, sagte er sanft: »Ich bin nicht wie dein Vater, Liebes, und du bist nicht wie deine Mutter. Ich weiß ganz sicher, dass ich immer noch jede Nacht in dein Bett kommen werde, wenn ich vierundachtzigjahre alt bin. Ich glaube, ich werde sogar das Bett in deinem Zimmer verbrennen und dann haben wir nur noch ein Bett. Was hältst du davon?«

Sophie blickte ihn verdattert an. »Warum?«

»Weil ich jede Nacht mit dir schlafen will«, sagte er hitzig. »Wir haben nicht genug geredet, Sophie. Wir hätten in all den Nächten reden sollen, in denen ich durch die Straßen lief und mich mit jeder Faser meines Körpers danach verzehrte, zu dir in dein Bett zu kommen.«

Wieder vermied es Patrick es, über Sophies Gefühle für Braddon zu reden. ja, sie mussten reden - aber das hatte Zeit, bis sie wieder gesund war und er sich nicht so zerschlagen fühlte. Dann würde er es ertragen können, dass sie ihm von Braddon erzählte. Das Wichtigste war, dass sie ihn, Patrick, in ihrem Bett wollte.

Patrick beugte den Kopf und drückte schmetterlingsgleiche Küsse auf ihre Wange. »Ich war ein Idiot«, gab er zu. »Vergibst du mir? Darf ich die nächsten sechzig Jahre mit dir schlafen?«

Sophies kleine Hand legte sich an Patricks Wange. »Ja, oh ja.« Sie drehte den Kopf ein kleines Stück zur Seite, bis sein Mund über dem ihren war und dann beugte sie sich nach vorne, so dass ihre weichen Lippen sich auf seine pressten. Der Kuss enthielt Leidenschaft, aber vor allem Liebe.

Schließlich zog sich Patrick zurück und blickte in ihre feuchten Augen. »Ich muss dir noch eine Sache sagen, Sophie.«

Sie schluckte und nickte, während sich ihre kleinen Zähne in ihre Unterlippe gruben.

»Ich möchte Kinder. Ich wollte dieses Kind mehr als ich dir sagen kann.«

Einen Moment lang herrschte absolute Stille.

»Warum warst du dann so grausam? Warum hast du all diese Dinge gesagt?«

»Meine Mutter.« Patrick räusperte sich. »Nachdem meine Mutter gestorben war, wollte ich nicht, dass irgendjemand - meine Frau - diese Schmerzen durchmachen muss und womöglich stirbt. Ich weiß, es ist unlogisch, aber nach ihrem Tod waren wir alleine, Alex und ich. Wie hatten niemanden. Während der Schulferien gingen wir irgendwo hin, wo man uns aufnahm. Aber das war besser, als in dieses leere Haus zurückzukehren. Ich schwor mir, niemals Kinder zu haben. Und ich wollte auch nie welche, bis ich dich traf.«

Sophie schlang die Arme um Patricks Hals, »Alex und ich waren allein«, dieser Satz erzählte anschaulich von Kindern, die von Dienstboten aufgezogen wurden.

»Aber ich würde furchtbar gerne Kinder mit dir haben«, flüsterte Patrick mit sanfter und zugleich rauer Stimme. »Wir werden ein zweites Baby haben, Sophie. Ich kann nicht versprechen, dass ich keine Angst um dich haben werde, aber wir können so viele Kinder haben wie du möchtest -drei oder vier oder zehn.« Seine Stimme nahm einen neckenden Ton an, als er sich an Sophies Äußerung gegenüber Braddon erinnerte, sie wolle zehn Kinder.

Sophie presste stumme Küsse auf seinen Hals. Sie hatte Angst zu sprechen, hatte Angst, hysterische Liebesschwüre zu stammeln. Patrick hatte gesagt, dass er sich nach ihr verzehrte und nicht mit anderen Frauen schlafen wollte. Er hatte gesagt, dass er Kinder wolle. Das war genug, das war mehr als genug.

»Ich liebe dich«, flüsterte sie, unfähig diese Worte zurückzuhalten. »Ich liebe dich.«

Patrick zog sich ein Stück von ihr zurück und hob ihr Kinn. »Du brauchst das nicht zu sagen, Sophie. Ich weiß, was du fühlst. Wir werden Kinder bekommen.«

Überrascht und verlegen wandte Sophie den Blick ab. Er wusste, was sie empfand? Nach dem Versteckspiel und der Maskerade der letzten Monate hatte er die ganze Zeit gewusst, dass die ihn liebte? Ein entsetzliches Gefühl der Scham durchflutete sie und sie biss sich auf die Unterlippe und ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Aber sie hatte ja gar keine Wahl. Sie liebte ihn. Sie liebte ihren Mann mit aller Macht.

Patrick wiederum hatte das Gefühl, als würden tausend kleine Dolche sein Herz durchbohren. Nach all den Monaten, in denen er sich nach diesen Worten gesehnt hatte, erkannte er nun, dass er sie gar nicht hören wollte. Er wollte keine Liebe, die auf Dankbarkeit und seinem Versprechen basierte, ihr ein Kind zu schenken. Er wollte nicht die Zärtlichkeit, die seit dem Verlust des Kindes zwischen ihnen erblüht war - oder zumindest wollte er nicht, dass sie dies Liebe nannte. Er wollte, dass sie die gleiche brennende, heftige Liebe wie er empfand, jene quälende Überzeugung, dass er den Verstand verlieren würde, wenn ihr je etwas zustieß.

»Sophie«, sagte er an ihrem Haar und plötzlich wurde ihm die Kehle eng. Sophie wartete, aber Patrick sagte nichts, sondern küsste nur immer wieder ihr Haar und ihr Ohr. Als er schließlich sprach, ging es um etwas ganz anderes.

»Möchtest du immer noch heute nach Downes aufbrechen?«

Sophie blickte zum Fenster hinüber. Wundersamerweise schien immer noch die Sonne, obwohl es ihr vorkam, als hätten sie stundenlang geredet. Sie holte tief Luft.

»Ja, bitte.«

»Ich werde alles Nötige arrangieren«, sagte er leise. Nach einer kurzen Pause, fragte er: »Darf ich in ein paar Tagen nachkommen, Sophie?«

Sophie vergrub das Gesicht an seinem Hals. »Komm mit mir«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.

Patrick legte ungestüm den Mund auf ihre weichen Lippen. »Ja, ich werde mit dir kommen. Ich werde überall mit dir hingehen, wohin du auch willst.«

Als Sophie ein paar Tage später in einem großen Bett in Downes Manor erwachte, hatte sie das Gefühl, als habe ein Atem der Barmherzigkeit Balsam auf ihre Seele gelegt. Ihr Baby war tot, aber sie würde ein anderes Baby haben. Neben ihr auf dem Bett lag ihr Mann. Er trug ein lächerliches spitzenbesetztes Nachthemd, das sein Bruder ihm aus irgendeinem ihr unbekannten Grund aufgezwungen hatte. Patricks Gesicht wirkte hager und erschöpft und sein Kinn war von schwarzen Bartstoppeln bedeckt, doch sie fand, dass er nie schöner ausgesehen hatte.

02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
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